Ruth Schonthal zum 100. Geburtstag | Symposium in München

 

27. Juni 2024: Öffentliche Tagung »Exil komponieren: Ruth Schonthal zum 100. Geburtstag« Konzert mit selten aufgeführten Werken der jüdischen Komponistin
Das Musikwissenschaftliche Institut der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) richtet am Donnerstag, 27. Juni 2024 ab 10:00 Uhr die Tagung »Exil komponieren: Ruth Schonthal zum 100. Geburtstag« aus, die sich mit dem Schaffen der jüdischen Komponistin Ruth Schonthal (1924–2006) befasst. Ein Gesprächskonzert um 19:00 Uhr schließt die Tagung ab. Veranstaltungsort ist das Carl-Orff-Auditorium am Standort Luisenstraße 37a.

Schonthals Werk wurde stark geprägt durch die Erfahrungen der Familie im Exil mit ständig wechselnden Bedingungen und vielfältigen kulturellen Einflüssen. Ziel der Tagung ist es, die Ästhetik ihres Schaffens anhand exemplarischer Werkuntersuchungen herauszuarbeiten. Vier Vorträge beleuchten Schonthals kompositorische Entwicklung, greifen einzelne Werkgruppen heraus und vertiefen Aspekte wie ihre Arbeit mit jüdischen liturgischen Melodien oder die Dimensionen der Erinnerung, die ihren Werken eingeschrieben sind.

Begleitet wird die Tagung durch ein Gesprächskonzert am Abend, das die behandelte Musik erlebbar macht. Die Teilnahme ist kostenfrei möglich, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer online an der Tagung teilnehmen möchte, erhält den entsprechenden Zoom-Zugang über musikwissenschaft[at]hmtm.de

Gesamtleitung und Organisation: Prof. Dr. Friedrich Geiger und Dr. Tobias Reichard

Gefördert vom Bayerischen Musikfonds, musica femina münchen e.V., der Helmtrud und Alfred Petritz Familienstiftung und der Mariann Steegmann Foundation.

Die Veranstaltung ist Teil der Hochschulinitiative »Sounds of Democracy«, mit der sich die HMTM für Vielfalt und die demokratischen Grundwerte einsetzt.

Tagungsablauf:
10:00 Uhr – Begrüßung
10:15 Uhr – Prof. Dr. Tina Frühauf (New York): Auf den Spuren Ruth Schonthals im Exil anhand ihrer Werke

11:00 Uhr – Prof. Dr. Bernd Redmann (Lübeck): »Fast Vergessen und fast Trost« – zu Ruth Schonthals Werken für Singstimme und Ensemble

11:45 Uhr – Kaffeepause

12:15 Uhr – Prof. Dr. Friedrich Geiger (München): Dimensionen des Erinnerns. Ruth Schonthals Streichquartette

13:00 Uhr – Dr. Tobias Reichard (München): Exil und Zeitgeschehen. Gegenwartsbezüge in Ruth Schonthals Werken der 1990er Jahre

19:00 Uhr – Gesprächskonzert mit Julian Prégardien, Franziska Pfalzgraf (Gesang), Ulrike Anton (Flöte), Daniel Grimwood, Adina Mornell, Camilla Pilla Arnese, Rudi Spring (Klavier) und Leon Zmelty (E-Gitarre); Moderation: Dr. Michael Haas (London/Wien)

Zum Download Programmheft

Veranstaltungsdetails:
Do., 27.6.2024, ab 10:00 Uhr
Luisenstraße 37a: Carl-Orff-Auditorium
Tagung »Exil komponieren: Ruth Schonthal zum 100. Geburtstag«
Kostenfreie Teilnahme möglich, keine Anmeldung erforderlich.
Online-Teilnahme via Zoom nach vorheriger Anmeldung möglich: musikwissenschaft[at]hmtm.de

Beim 1. Josephine-Lang-Wettbewerb des letztjährigen 1. Komponistinnen-Festivals Tübingen erhielten Franziska Scheinpflug und Camilla Pilla Arnese nicht nur den 2. Preis, sondern auch den Sonderpreis von musica femina münchen e. V. für die beste Interpretation einer zeitgenössischen Komposition, dotiert als Konzerthonorar in Höhe von 1.500 €. Franziska Scheinpflug und Camilla Pilla Arnese werden das oben genannte Abendkonzert mitgestalten.

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“Der Sturmvogel * Ethel Smyth | PianoMär Schüler_innen-Konzert | 23. Oktober 2024

Schüler*in Konzert am 23. Oktober 2024 um 12 und 15 Uhr, Kulturhaus Milbertshofen, Eintritt 15 Euro, ermäßigt 5 Euro, Kartenbestellung info[at]musica-femina-muenchen.de
PianoMär: Der Sturmvogel  * Ethel Smyth

Erzählerin und Pianistin: Claudia Edermayer und Martina Haselgruber
Regie: Christine Maria Krenn

Dauer ca. 70 Minuten

“Ich möchte, dass Frauen sich großen und schwierigen Aufgaben zuwenden. Sie sollen nicht dauernd an der Küste herumlungern, aus Angst davor in See zu stechen. Ich habe weder Angst, noch bin ich hilfsbedürftig; auf meine Art bin ich eine Entdeckerin, die fest an die Vorteile dieser Pionierarbeit glaubt.” Ethel Smyth

Sie war eine Pionierin, hat in ihrem Leben viele Widerstände überwunden und hat sich nicht beirren lassen. Die professionelle Märchenerzählerin Claudia Edermayer folgte den Spuren der Ethel Smyth bis London, über München, Berlin, Leipzig und Wien. Zusammen mit der Pianistin Martina Haselgruber entstand in der Regie der Tanzpädagogin Christine Maria Krenn die szenische Erzählung Der Sturmvogel * Ethel Smith, die im März 2024 in Österreich erfolgreich Premiere hatte.

Ethel Smyth, die auch eine in ihrem Schaffen wesentliche Zeit in München weilte, ist ein traurig-leuchtendes Beispiel für die Herausforderungen, denen Komponistinnen ausgesetzt waren und teilweise immer noch sind. Sie ist aber auch ein leuchtendes Beispiel für Mut und Einsatz für ihre musikalische Berufung. Die piano mär zeigt das beeindruckende Leben der Komponistin und Frauenaktivistin schwungvoll auf und bietet gleichzeitig Einblick in die Musikgeschichte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Als Tochter einer typisch viktorianischen Familie musste Ethel Smith jahrelang dafür kämpfen, bis sie zum Musikstudium nach Leipzig durfte. Dort studierte sie Komposition und erfuhr Ermutigung, Anerkennung und Inspiration in dem Künstlerkreis um das Ehepaar Herzogenberg. Die Begegnung mit Pjotr I. Tschaikowski beeinflusst ihren Stil nachhaltig. Mit der musikalischen Verarbeitung heftiger Verliebtheit in die sehr gläubige Katholikin Pauline Trevelyan in München entsteht der erste große Erfolg von Ethel Smith: Die Messe in D ist eines ihrer wichtigsten Werke, sie selbst hielt es für ihre beste Arbeit. Zurück in England schloss sie sich den Suffragetten an, ihr Lied The March of the Woman wurde zur Hymne der englischen Frauenbewegung.

Ethel Smith war zu ihren Lebzeiten eine bekannte und gefeierte Komponistin, bis 2018 die einzige Frau, deren Werk in der Metropolitan Opera aufgeführt war. Sie hat ein Werk hinterlassen, das von Kammermusik über Madrigale und Chorwerke und Opern bis zu Sinfonien reicht. Der erste Weltkrieg und ihre zunehmende Taubheit bremsten ihren Erfolg und ihr kompositorisches Schaffen aus, so dass sie sich mehr aufs Schreiben verlegte. Bruno Walter sagt über sie: „Ethel Smyth […] hatte eine flammende Seele. Sie brannte ununterbrochen, ob sie komponierte, ob sie schrieb […] ob sie als Suffragette agitierte, ob sie in einer Art Kimono ein Orchester dirigierte oder ob sie sich unterhielt.“

Wie gut, dass diese faszinierende Frau wiederentdeckt wird, ihre Kompositionen und ihr beeindruckendes Leben. Ethel Smith ist wegweisend und inspirierend – Stoff für eine PianoMär!

Eine Veranstaltung mit musica femina münchen e. V., gefördert von der Landeshauptstadt München.

Angebot für Schulen:
Mit diesem spannenden Format der szenischen, musikalischen Erzählung möchten wir gerne unsere Aktivitäten für Schüler*innen fortsetzten, die wir mit den Veranstaltungen zur Komponistin Dora Pejačević begonnen haben und laden Lehrer*innen herzlich ein, mit Ihren Klassen die Vorstellung zu besuchen.

Zur Vorbereitung im Unterricht stellen wir die umfangreiche Materialsammlung der Künstlerinnen zu den einzelnen Stationen des Lebens und Wirkens von Ethel Smyth zur Verfügung.

Aktuell zu Ethel Smyth in München:
Zur weiteren Vertiefung in das Thema möchten wir auch auf die kommende neue Dauerausstellung der Monacensia verweisen, die etwa zeitgleich mit unserer Aufführung eröffnet.

Die Monacensia bereitet eine neue Dauerausstellung zu den ehemaligen Bewohner_innen der Hildebrand-Villa vor, die auch von Ethel Smyth bei ihren Münchener Aufenthalten besucht wurde. Elisabeth von Herzogenberg, mit der Ethel Smyth in Leipzig eine Liebesaffäre hatte, stellte den Kontakt zu Adolf von Hildebrand und seiner musikalisch-künstlerischen Familie in Florenz her, wohin Ethel Smyth eingeladen wurde und sie dieses Angebot auch nutzte. Von München aus unternahm sie Ausflüge zum Schloss Neuschwanstein und nach Salzburg. Dort war sie 1922 Mitbegründerin der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik.

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“So entsteht eine Legende!” – Historische mfm-Programmhefte digital

Eine Idee unserer ehemaligen Vorstandsfrau und unseres Mitglieds Mary Ellen Kitchens konnte in Kooperation mit dem Archiv Frau und Musik und dem Digitalen Deutschen Frauenarchiv (DDF) umgesetzt werden: Die Digitalisierung der Programmheftbestände unseres Vereins als wertvolle Dokumentation von Frauenmusik- und Frauenmusikentdeckungsgeschichte!

Als Idee von Mary Ellen Kitchens entstand das DDF-Projekt #WIMUGG! – Women in Musik: gehört, gesehen! (Projektförderung 2022), in dem konzertbezogene Medien im Fokus standen. In diesem Rahmen übergaben im Frühsommer 2022 Anne Holler-Kuthe und Susanne Wosnitzka (beide im mfm-Vorstand) persönlich sieben Leitz-Ordner voller Programmhefte dem Archiv Frau und Musik, damit diese digitalisiert werden konnten.

Eine Besonderheit ist ein zauberhaftes Konzerttagebuch in DIN-A4-Größe aus der Anfangszeit von mfm, enthusiastisch mit Eindrücken und Devotionalien bestückt, die von einer unglaublichen Aufbruchstimmung zeugen. „So entsteht eine Legende!“ ist einer der begeisterten und auf die in München herausragenden Leistungen bezogenen Aussprüche der mfm-Frauen im Konzerttagebuch.

Jetzt den ganzen DDF-Artikel lesen: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/so-entsteht-eine-legende-digitalisierung-der-programmbestaende-von-musica-femina-muenchen

Susanne Wosnitzka (2024): „So entsteht eine Legende!“ – Digitalisierung der Programmbestände von musica femina münchen, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv, URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/so-entsteht-eine-legende-digitalisierung-der-programmbestaende-von-musica-femina-muenchen
Lizenz: CC BY-SA 4.0
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Lange Nacht der Musik München – mfm dabei | 11. Mai 2024

LANGE NACHT DER MUSIK,  11. MAI 2024  ST. PAUL MÜNCHEN
Alle Programminfos sowie Tickets gibts hier: https://www.muenchner.de/musiknacht/

Programm von Mitgliedern von musica femina münchen e. V.

20:20 Uhr
Michaela Dietl
Transsibirische Eisenbahn | Weida geht’s | Warast du mei Bua
Michaela Dietl, Gesang +Akkordeon          

Larisa Vrhunc  (geb. 1967 in Ljubljana)
Regenliebe | reflections before, during and after the rain (1997)
Anna Maria Bogner, Sopran

Narine Khachatryan
Lamento | Dies irae
Narine Khachatryan, Orgel

21:00 Uhr
Rebecca Clarke
Alte englische Lieder: Phyllis on the new made hay | The tailor and his little mouse
Elke Tober-Vogt Satansgelächter
Barbara Hesse- Bachmaier, Mezzosopran

Monika Olszak, Flöten
Elsa Barraine
Prélude et fugue g-Moll pour orgue
Dorothea Hofmann
Mitten im Leben wir sind
Jeanne Demessiueux
Te deum
Hildegard Bleier, Orgel

21:40 Uhr
Lucrezia Vezzana
O magnum mysterium
Narine Khachatryan Zwei Klagelieder
Ute Ziemer, Sopran

Elina Goto Waldinspirierte Szenen 2. Im Wald 3. Auf dem Wind
Trio Airimba                         

22:20 Uhr
Dorothee Eberhard:
Violine Pur
Lillian Fuchs: Sonata Pastorale
Elisabeth Kraus, Geige

Elina Goto Waldinspirierte Szenen 2. Im Wald 3. Auf dem Wind
Trio Airimba 2

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Gloria Coates in memoriam | Gedenkkonzert

Gloria Coates © Gedok München

Gloria Coates © Gedok München

Liebe Musikfreundinnen, liebe Musikfreunde,

hier ein Nachruf auf die im August verstorbene Komponistin Gloria Coates in THE TIMES.

In Kürze können Sie in München Musik von Gloria Coates hören.

Wir laden Sie an ihrem 90. Geburtstag zu einem feinen Konzert ein:

Am Dienstag, 10. Oktober 20 Uhr in den Rubinstein-Saal Landsbergerstraße 336.

Auf dem Programm stehen die Werke

Sonata for Piano No. 1 Tones in Overtones (1972)
Lieder nach Texten von Emily Dickinson (1830-1886)
Lunar Loops/Kaleidoscope für zwei Gitarren (1988)
Sonata for Violin Solo (1999)
Trio for three Flutes (1966)
Voices of Women in Wartime – Cantata da Requiem (1972)

Als besonderen Gast dürfen wir begrüßen Peter Sheppard Skærved, Violine. Peter Sheppard Skærved hat mit seinem Kreutzer Quartet alle Streichquartette von Gloria eingespielt.

Mitwirkende:
Eva Schieferstein, Klavier | Marie Tremblay-Schmalhofer, Sopran | Sylvia Hewig-Tröscher, Klavier | Ruth Fischer und Stephan Stiens, Gitarre | Angela Lex, Elisabeth Weinzierl, Edmund Wächter, Flöte | Barbara Hesse-Bachmaier, Mezzosopran | Kelvin Hawthorne, Viola | Bridget MacRae, Violoncello | Mirjam von Kirschten, Klavier | Stefan Blum, Schlagzeug | Mary Ellen Kitchens, Moderation

Eine Kooperation von Tonkünstler München, GEDOK München und musica femina münchen.

Alle weiteren Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie hier: https://gedok-muc.de/aktuelles

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mfm-Kompositionsauftrag 2023 geht an Mirela Ivičević

Der Kompositionsauftrag von musica femina münchen geht 2023 an die kroatische Komponistin Mirela Ivičević.

Der Auftrag ist mit 7.500 Euro dotiert.

Eine fachkundige Jury hat die 30-jährige einstimmig ausgewählt, eine Komposition für Kammerorchester­ in der Länge von 15 bis 20 Minuten zu schreiben.

Das Werk wird in der Saison 2024/2025 vom Münchener Kammerorchester uraufgeführt. Das MKO gehört zu den führenden Kammerorchestern weltweit und hat sich besonders der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten verschrieben.

Das Projekt ist eine langjährige Zusammenarbeit zwischen musica femina münchen  und dem Münchener Kammerorchester und wird großzügig gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

„Neue Musik ist kein Genre, sie ist eine Denkart“, sagt die kroatische Komponistin Mirela Ivičević. 1980 in Split geboren studierte sie Komposition und Musiktheorie an der Musikakademie der Universität Zagreb bei Željko Brkanović, angewandte Musik bei Klaus-Peter Sattler an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Komposition bei Beat Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.

Zu den vielen Stipendien und Auszeichnungen zählt als letztes der Komponist:innen-Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung.

Der Verein musica femina münchen besteht seit 1988. Sein Ziel ist es, den Anteil an Komponistinnen in Musikleben und Aufführungspraxis zu erhöhen und ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.  Dafür veranstaltet mfm regel­mäßig Konzerte, bei denen Werke von Komponistinnen aus Vergangenheit und Gegenwart zur Aufführung kommen.

Die Jury 2023 für die Vergabe des Kompositionsauftrags:

  • Heike Lies, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Bereich Musik & Musiktheater
  • Meret Forster, Musikwissenschaftlerin und Redaktionsleiterin bei BR-KLASSIK
  • Florian Ganslmeier, Geschäftsführer des Münchener Kammerorchesters
  • Yuki Kasai, Konzertmeisterin beim Münchener Kammerorchester
  • Julia Schwartz, Komponistin, Dirigentin, Vorstand musica femina münchen

Bisherige Preisträgerinnen des Kompositionsauftrages von musica femina münchen

2003 Julia Wolfe (USA, geb. 1958) mit Cruel sister
2005 Katia Tchemberdji (Russland; geb. 1960) mit Abschiedsgesänge
2007 Atanasia Tzanou (Griechenland, geb. 1971) mit La valeée a rejoint la nuit
2009 Helena Tulve (Estland, geb. 1972) mit Hingamisveele (To the Breathing water)
2011 Helena Winkelman (Schweiz, geb. 1974) mit Bandes déssinées
2013 Milica Djordjevic (Serbien, geb. 1984) mit Sky Limited
2015 Clara Iannotta (Italien, geb. 1983) mit dead wasps in the jam-jar (ii)
2017 Lisa Streich (Schweden, geb. 1985) mit Mantel
2019 Justė Janulytė  (Litauen, geb. 1982) mit Apnea
2021 Sara Glojnarić (Kroatien, geb. 1991) mit Everything, Always

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“…aus verborgenen Teilen meines Selbst” | Nachruf Gloria Coates (1933–2023)

Gloria Coates

Gloria Coates © Gloria Coates

“Was auch immer ich erfinde, es ist meine ganz aufrichtige Suche nach der Wahrheit”, erzählte Gloria Coates einst in einem Interview mit Dietlinde Küpper: “Meine Musik drückt meine innere Welt aus. Sie kommt aus verborgenen Teilen meines Selbst, sowohl emotional als auch intellektuell. Es kommt intuitiv durch einen Kanal – die Quelle nenne ich Gott. Wenn ich das Geheimnis dieses Phänomens erfahre, werde ich das Geheimnis des Lebens wissen.”

Formen von Musik

Die Musik kam zu ihr und war schon immer da und musste irgendwie nach außen getragen werden. Auf diese Weise entdeckte Gloria Coates bereits als Kind das Klavier als ‚Übersetzer‘ ihrer innersten Gefühle und experimentierte mit Musik, indem sie improvisierte. Die Musik war da, und es war ein Stück weit wie in einer Backstube: Dort gibt es viele verschiedene Backformen – groß, klein, hoch, tief, kupfern, stählern – die mit diesem ‚Teig‘, den Gloria formen wollte, befüllt werden können. Deshalb war es für sie wichtig, die Musikformen dahinter zu verstehen und sie erhielt mit 14 Jahren in den USA, wo sie in Wausau/Wisconsin am 10. Oktober 1933 geboren wurde, musiktheoretischen Unterricht. Dass sie recht schnell darauf einen renommierten Kompositionspreis gewann, beflügelte sie so, dass sie in Louisiana und New York Komposition studierte sowie Gesang, Schauspiel und – die Malerei. Gloria Coates war ganz Ausdruck. Von ihren Kompositionslehrern wurde sie stark gefördert und konnte ihren eigenen Stil vervollkommnen. Frühe Werke wie eine Bühnenmusik zu Hamlet für Kammerorchester, Theremin und Tonband (1964–1965) zeigten bereits ihre Art, ihre Interessen zu vernetzen, und ihren Experimentiergeist auf.

Aufhorchen

1969 zog sie mit ihrer Tochter nach München. Dass sie häufig zwischen Deutschland und den USA pendelte, wurde bedeutend: Die internationale Frauenbewegung, mitentstanden aus den politischen 1968er-Ereignissen, stand bereits in den Startlöchern für einen Aufbruch. 1975 gründete Gloria Coates die International League of Women Composers. 1978 gelang ihr mit ihrer ersten Symphonie Music on Open Strings – der 16 weitere folgende sollten – beim Festival Warschauer Herbst für Neue Musik der Durchbruch. Dadurch horchte man auch in Deutschland auf, unter anderen auch die Komponistin Barbara Heller, die mit einer Handvoll Kolleginnen, Musikerinnen, Musikwissenschaftlerinnen und Dirigentinnen um Elke Mascha Blankenburg (1943–2013) dabei war, eine Interessengruppe für Komponistinnen, den Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik zu gründen. Wer daran mitwirken könnte? Barbara Heller fielen aus dem Stegreif 30 Namen von Komponistinnen ein, darunter auch der von Gloria Coates – im Archiv Frau und Musik sind aus dieser Zeit acht Briefe von ihr an Barbara Heller erhalten.

Neue Wege

Barbara Heller sagt über Gloria Coates:
“Gloria Coates war eine unfassbar wichtige Schlüsselfigur. Musik war ihre totale Erfüllung. Was für eine Freude und unglaubliche Bereicherung, dass sie mit uns ihr Wissen, ihre Kenntnisse und ihre Netzwerke von amerikanischen Komponistinnen geteilt hat. Es war hier ja nichts erhältlich gewesen!”

Nicht nur für den Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik war Gloria Coates bedeutend, sondern auch als Mitglied bei musica femina münchen (gegründet 1988). In ihrer Wahlheimat Deutschland organisierte sie in den 1970ern und 1980ern als Netzwerkerin zahlreiche Konzerte mit Werken amerikanischer Komponist*innen. Sie entwickelte und moderierte dazu auch eine Sendereihe für den WDR. In der Medienbranche war sie zuvor bereits in den 1960er Jahren bei einem TV-Sender in Baton Rouge/Louisiana tätig.

Eine ‚erste‘

So war ihre erste Symphonie Music on Open Strings, die schon 1973/74 entstanden war, die erste Orchesterkomposition einer Frau, die nach Gründung des Bayerischen Rundfunks (1945) in der musica viva-Reihe erklang – 1980. Dadurch wurde das renommierte Plattenlabel Naxos auf sie aufmerksam, das fünf ihrer Symphonien und neun Streichquartette herausgab. Gloria Coates leistete wichtige Pionierarbeit für die Frauen, die nach ihr kamen. Sie – deren Glissandi-Klänge zu ihrem Markenzeichen wurden – hatte ein besonderes Ohr in der Musik: Sie hörte nicht nur die regulären Töne, sondern zeitgleich auch deren Ober- und Untertöne. Sie hörte quasi ein parallel geführtes Cluster und hat die Musik doch entkernt, indem sie ihre eigene Art von Minimalismus entwickelte.

Mit ihren Glissandi hatte sie auch ihre eigene Notation erfunden oder erfinden müssen, denn diese Art zu komponieren war zuvor nicht dagewesen. Eine besondere Verbindung hatte Gloria Coates zu den teils rätselhaften und minimalistischen Gedichten von Emily Dickinson (1830–1886), die sie über mehrere Jahrzehnte immer wieder vertonte und daraus auch einen Liederzyklus schuf. In Gloria Coates‘ Nachlass befindet sich eine reiche Sammlung an Dokumenten zu dieser Dichterin.

Der Klang von Farbe – Farbenklänge

Musik war aber nicht das einzige, das Gloria Coates schuf und als Ausdrucksmittel nutzte: Sie komponierte auch mit Farben und hinterließ rund 50 gemalte Werke. Diese Kunst lief parallel zu ihrem Musikschaffen, und es erinnert ein bisschen an das Wirken von Annette von Droste-Hülshoff (1797–1849), die man heute als Dichterfürstin kennt, nicht aber als Komponistin. Bei  Gloria Coates ergänzen ihre gemalten Werke sowie ihre Architekturkenntnisse den Klang ihrer Musik – in ihrem Kunst-Studium an der Cooper Union, einem privat betriebenen College in Lower Manhattan, besuchte sie auch Architekturkurse. Ein paar ihrer Bilder wurden zu Coverbildern ihrer CDs. Im folgenden Interview beschreibt Gloria Coates die Rolle der Malerei in ihren Schaffensprozessen:

1999 feierte die New York Times sie als eine der wichtigsten Symphoniker*innen der Musikgeschichte: “on her way to becoming the most prolific female symphonist ever!”

Sie selbst meinte dazu: “I always had an idea of symphonies being in the 19th century, somehow. I never set out to write a symphony as such. It has to do with the intensity of what I’m trying to say and the fact that it took 48 different instrumental lines to say it, and that the structures I was using had evolved over many years. I couldn’t call it a little name.”

Insgesamt komponierte Gloria Coates zwischen den 1970er und den 2010er Jahren 17 Werke, die sie so bezeichnete. Die Beinamen ihrer Symphonien zeigen einige ihrer Interessen und Überzeugungen auf – beispielhaft können Illuminatio in tenebris (Sinfonie Nr. 2), Indian Sounds (Symphonie Nr. 8), The Force for Peace in War. Cantata da Requiem und Rainbow across the Night Sky für Frauenstimmen und Kammerensemble genannt werden. Ihre 17. und letzte Sinfonie – Fonte di Rimini – komponierte sie 2017. Fast alle von Gloria Coates‘ Kompositionen entstanden direkt im Auftrag von Musizierenden und Musikinstitutionen. Nach dieser Liste ist Gloria Coates die Komponistin, die die meisten Symphonien in der Musikgeschichte überhaupt geschrieben hat.

Gloria Coates ist am 19. August 2023 in München verstorben. Wir sind dankbar, dass wir sie kennenlernen durften, dass sie uns mit ihrer offenen, neugierigen und menschenfreundlichen Art Wegbegleiterin war und hoffen, dass sie das Geheimnis des Phänomens einer Schöpfungskraft erfahren konnte.

Im Namen von musica femina münchen und des Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik/Archiv Frau und Musik

Susanne Wosnitzka

Empfehlungen:

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Violeta Dinescu 70. Geburtstag

Violeta Dinescu @ wikimedia.commons (CC0 1.0 Universal)

Violeta Dinescu @ wikimedia.commons (CC0 1.0 Universal)

Jedes Mal, wenn Violeta Dinescu neue Kompositionen von ihr in unsere Schwesterorganisation Archiv Frau und Musik schickt, freut man sich da über diese Bereicherung, wie sich Dagobert Duck über jeden neuen Kreuzer freut, mit dem er seinen Tresor befüllen kann gleichsam einer Schatzkammer. Und in der tatsächlichen vorhandenen Schatzkammer des Archivs liegen auch Handschriften und Originale, um sie noch besser hegen und pflegen zu können.

Grade kommt mir die Frage in den Kopf: Wie viele Komponistinnen gibt es wohl, die bei einer Komponistin ihr Handwerk lernen konnten? Das wäre wirklich eine spannende Frage so im Vergleich, denn: Violeta Dinescu konnte von einer solchen Komponistin lernen, und zwar von Myriam Marbe (1931–1997), die gleichsam ihre Landsmännin war. Von dieser lernte sie, “wie man das Leben in Töne fasst”, so der gerade frisch erschienene Geburtstagsartikel in der F.A.Z. von Max Nyffeler.

Zu ihrem Geburtstag gibts auch eine Schnapszahl: Im Bestand des Archivs Frau und Musik finden Sie derzeit 444 Medien von und über die Frau, die gemäß Erich Kästners Spruch nach ein bisschen auf die Welt neugieriges Kind geblieben ist und wohl auch deshalb die Vertonung von Kästners verrückt-zauberhaftem Buch Der 35. Mai hin zu einer Oper zu ihren größten Hits zählt.

Eines der 444 Medien, die Sie über die Webseite des Digitalen Deutschen Frauenarchivs einsehen können, ist auch ein Komponistinnenporträt über Violeta Dinescu aus dem Jahr 2000, erschienen im damaligen Magazin VivaVoce Nr. 55.

Wir gratulieren jedenfalls unserem Mitglied Violeta Dinescu ganz herzlich und freuen uns über jedes weitere Werk von ihr, mit dem auch vor allem unsere Kulturlandschaft so bereichert wird – wir denken gerne an ihre Kompositionen zurück, die sie uns bei mfm-Jubiläen widmete!

Finden Sie hier uner diesem Link einen kurzen Einblick in Violeta Dinescus Oper Der 35. Mai.

 

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Die geheimnisvollen Saiten der Harfe | Konzert 13. Mai 2023 München

Zärtlich bis zackig – Die geheimnisvollen Saiten der Harfe
Samstag, 13. Mai 2023, 20 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1, 80802 München

hervorgehoben von Alona Khlevnaya, Viola | Susanne Weinhöppel, Harfe | Elisabeth Weinzierl, Flöte | Michael Weiss, Cello

Werke von Mél Bonis, Dorothee Eberhardt, Lili Boulanger, Sofia Asgatovna Gubaidulina, Dorothea Hofmann, Ursula Mamlok, Maria Theresia Paradis, Julia Schwartz, Germaine Tailleferre, Susanne Weinhöppel

Das Engelsinstrument Harfe hat viel Mythos und wenig Literatur im Vergleich zu anderen Instrumenten. Außer Glissandi und Arpeggi fällt vielen Menschen kaum etwas zu diesem Instrument ein. Dennoch ist es einigen Komponierenden gelungen, die „heiligen“ Saiten einen Gassenhauer begleiten oder süße Melodien und teuflische Akkorde spielen zu lassen. Unser Konzert zeigt die Harfe rhythmisch, zickig, schrill, aber genauso lieblich und duftig. Und ganz nebenbei: Glissandi und Arpeggi werden natürlich auch vorkommen.

Karten über info[at]musica-femina-muenchen.de und an der Abendkasse 18 €/ermäßigt 14 €

Dieses Programm wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, mit herzlichem Dank.

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Ruf nach Freude, Schrei nach Frieden | 5./31. März 2023 München

Sonntag 5. März 2023 um 19:30 Uhr, Movimento, Neuhauser Straße 15, 80331 München, Karten zu 15 €/12 € bei München Ticket (https://www.muenchenticket.de) und an der Abendkasse (ab 19:00 Uhr)
Freitag 31. März 2023 um 19:30 Uhr, Aula des Christoph-Probst-Gymnasiums, Talhofstraße 7, 82205 Gilching, S8 Haltestelle Neugilching | Veranstalter: Kunstforum Gilching e. V. | Karten zu 20 €/15 €/10 € (E-Mail: info[at]kunstforum-gilching.de; Tel.: Ilse Bellwinkel, 08105/222 10

Konzert mit Cantata da Requiem Voices of Women in Wartime (Thoughts of women during World War II) für Sopran, Viola, Violoncello, Klavier und Schlagzeug: Der erschütternde Friedensappell der in München lebenden amerikanischen Komponistin Gloria Coates ist hoch aktuell. In diesem Kammermusikabend hören Sie diesen Schrei nach Frieden. Darüber hinaus erleben Sie in gemischten Besetzungen innovative, facettenreiche klassische Musik von der Romantik bis Heute in einer Verflechtung von Heiterem und Besinnlichem.

Als Sopranistin tritt auf Barbara Hesse-Bachmaier.

Auf dem Programm stehen heitere und ernste Stücke aus Spätromantik und Gegenwart von
Mel Bonis (1858–1937)
Lili Boulanger (1893–1918)
Stefan Blum (geb. 1963)
Johannes Brahms (1833–1897)
Gloria Coates (geb. 1938)
Manuel de Falla (1876–1946)
Wolfgang Zoubek (1942–2007)

Die Veranstaltung wird ermöglicht durch den Tonkünstlerverband Bayern aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Projekts TONKÜNSTLER LIVE

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